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Opfer |
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Diese Omega Automatic Seamaster Cosmic
wurde auf diesen Seiten
verkauft, näheres hier.
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Bild 1 und 2 zeigen eine Uhr, die sich innen wie
außen in
gutem Zustand befindet, und auch die technische Untersuchung ergab
keine Beanstandungen. Nur das Zifferblatt war nicht
mehr so ganz taufrisch: Bei 4 und 11:30 Uhr zeichneten sich die
Positionen der Zifferblattfüße ab, aber insgesamt kann man
noch von charmanter Patina sprechen. Das Meister-Urteil Der neue Besitzer wollte die Uhr uneingeschränkt alltagstauglich machen lassen und gab sie einer Uhrmachermeisterin in Hamburg zum Kostenvoranschlag. (Da ich selbst keinen Kontakt mit der Dame hatte, werde ich den Namen nur auf email-Anfrage nennen). Ihr Urteil war vernichtend: Krone nicht zu befestigen, Krone und Tubus verschlissen, Zifferblatt verbogen, Automatic-Aufzug defekt, Handaufzug defekt, weitere nicht näher benannte Kleinigkeiten, Kosten über EUR 400,-- |
Täter |
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Das Ergebnis der Untersuchjung ist
offensichtlich: Die Uhr wurde
gründlich
demoliert. Nur wie kann sowas passieren? Einen Hinweis geben die Bilder
5 (ursprünglicher Zustand) und 6 (nach der "Bearbeitung"): Bei F ist ein Spalt im Armierungsring sichtbar. Offensichtlich wurde das Glas einmal ersetzt und dabei der nicht genau passende Original-Armierungsring verwendet. So wird die Uhr zwar nicht zuverlässig dicht sein, aber wirklich schlimm ist das nicht. Interessanter ist, was man nicht sieht: Der Schriftzug "T Swiss Made T" spiegelt sich nicht im Armierungsring. Dagegen spiegelt sich in Bild 6 bei G der Schriftzug deutlich im Ring. Es muß also ein anderer Ring in die Uhr gelangt sein. |
Kleine Ursache, große Wirkung | |
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Zur Demonstration habe ich einen
Armierungsring, wie er in
dieser Uhr vewendet wird, und einen Standard-Armierungsring
aufgeschnitten: Diese Uhr benötigt einen Ring, der auf der Zifferblattseite ausgedreht ist, wie in Bild 7. So wird das Zifferblatt wie bei H sichtbar im Ring versenkt. Verwendet man einen Standardring wie in Bild 8, wird das Zifferblatt wie bei I am Ring vorbeigequetscht, also zerstört, sobald man ein Glas mit diesem Ring ins Gehäuse preßt. |
Und warum läuft sie nicht? | |
![]() Bild 9 |
Die Meisterin
machte es sich einfach: Läuft nicht mit Handaufzug, läuft
nicht mit Automatic-Aufzug (schütteln), also beides kaputt. Ein aufmerksamer Laie erkennt schon in Bild 3 (oben), daß der Sekundenzeiger am Minutenzeiger festhängt, und in der Vergrößerung Bild 9 ist es überdeutlich: Nicht nur das Zifferblatt wurde verdorben, sondern die Zeiger gleich mit. Sie berühren sich nicht nur, sondern stehen über Kreuz. Die Blitzreparatur Zeiger gerade biegen - fertig. |
Kein Service-Bedarf | |
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Überflüssig zu
erwähnen, daß Handaufzug und
Automatic perfekt funktionieren. Nicht einmal das Rotorlager zeigt den Verschleiß, wie er leider bei vielen, wenn nicht den meisten alten Omegas üblich ist. Bei unzureichender Schmierung verschleißt das Rotorlager schnell, und der Rotor schleift dann an den Brücken und/oder am Gehäuseboden. Aber für dieses Exemplar demonstriert Bild 10 den Bestzustand dieses Lagers: ![]() Bild 10 Trotz eines erheblichen Gewichts (Mutter) auf einer Seite des Rotors sind die Abstände zwischen Rotor und Brücke bei J und K gleich. |
In der Artikelbeschreibung
wurde kein Service-Bedarf genannt, und es
gab auch keinen. Hier ein Foto mit dem Werk auf der Zeitwaage:![]() Bild 11 Gleichmäßiger Gang, kein nennenswerter Abfallfehler, Gangabweichung 0 s/Tag, Amplitude 269°. Mehr erwartet man von einem nagelneuen Chronometer auch nicht, und für eine 43 Jahre alte Uhr ist es bemerkenswert gut.
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Reparatur |
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Viel war für
mich nicht zu tun, außer Warten: Warten auf das neue Zifferblatt. und die neue Krone. Warten auf das vom Uhrmacher gereinigte und geschmierte Werk. Und selten, aber es passiert schon mal: Warten auf das richtige Glas.
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Gehäusekonstruktion Bei vielen Gehäusen dieser Art wird das Werk mitsamt Zifferblatt nur durch das eingepreßte Glas fixiert. Bei Stößen wird dann das (verhältnismäßig schwere) Werk nur durch den Zifferblattrand abgefangen. Schnell wird dadurch der Schutzlack am Rand beschädigt und es entsteht die für solche Konstruktionen typische Korrosion am Zifferblattrand (Trauerrand). Es gibt viele Konstruktionen, die diesen Nachteil beseitigen. Eine davon ist eine Art Bajonett-Verschluß wie bei dieser Uhr. Das Gehäuse (Bild 12) hat einen Rand L zur Aufnahme des Werks. In diesem Rand gibt es zwei Ausfräsungen M für die zwei Befestigungsplättchen O am Werk (Bild 13). Man legt das Werk so ein, daß die Plättchen O den Rand bei M passieren. Dreht man es nun nach rechts, gelangen die Laschen wie bei einem Bajonett-Verschluß unter den Rand und fixieren das Werk. Weiter gibt es eine größere Ausfräsung N. Sie bietet den Platz für den inneren Teil P der Aufzugwelle beim Drehen des Werks. |
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Signale beachten Da man die Befestigung nach dem Abheben des Glases nicht erkennt, hat der Hersteller Hinweise und Hilfen gegeben (Bild 14): 1) Einen Pfeil Q auf dem Rand des Zifferblattes kann man nur als Aufforderung verstehen, das Zifferblatt nach links zu drehen. Klicken Sie das Bild an, um es in der Vergrößerung besser zu sehen. 2) Es gibt im Zifferblattrand eine Einkerbung R zum Drehen nach links und eine weitere S zum Drehen nach rechts. Ganz mutige können hier einen Schraubendreher ansetzen; ich bin ängstlich und bevorzuge ein Putzholz T, weil das Kratzer ausschließt. In Bild 14 ist das Werk so eingelegt, daß die Plättchen O den Rand L passieren. Dreht man es mit T an der Einkerbung S nach rechts, wird es fixiert. Nun drückt man die Krone mit dem Außenteil der Aufzugwelle ein und preßt das Glas ein - fertig (Bild 15). |
Abrechnung (vgl. Service-Preise) | |
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EUR
53,-- Standardservice Automatic EUR 8,-- Mehrpreis Datum EUR 4,-- Zeiger richten EUR 6,-- Leuchtmasse der Zeiger erneuern EUR 4,-- Schwarze Zeigerfüllung ausbessern EUR 15,-- Leuchtpunkte bei neuem Zifferblatt ergänzen EUR 182,80 Zifferblatt, original EUR 34,-- Krone, original EUR 12,50 Kunststoffglas rund armiert EUR 319,30 Gesamtkosten (in 2010) |
So falsch lag die
Meisterin mit EUR
400,-- also gar nicht. Allerdings muß man bedenken, daß ein
Anteil von EUR 211,80 durch ihren individuellen Umgang mit Uhren
verursacht wurde. Weiter war der Wartungszustand des Werks gut, und ein
Standardservice wurde nur gemacht, um sicher zu sein, daß die
Meisterin nicht auch das Werk demoliert hat. Glücklicherweise
waren am Werk aber keine Reparaturen nötig. Das hier beschriebene Desaster ist nicht einmal für ungeschickte Hobbyschrauber typisch, noch weniger für richtige Uhrmacher. Der Uhrmacher um die Ecke ist nach wie vor die erste Wahl bei der Betreuung Ihrer Uhren, aber alles muß man deshalb nicht hinnehmen.
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![]() ...die kostenlose Alternative |
Dr. Roland Ranfft Poststr. 32a 26388 Wilhelmshaven Deutschland |
Tel. +49 (0)4423 9849691 email: info@ranfft.de |
Letzte Änderung: 22.1.2020 |